Ein spannender Auftrag. Ich moderiere eine Diskussionsrunde zum Thema „nachhaltige Mode“ – organisiert u.a. vom Umweltbundesamt. Im Laufe der Diskussionsrunde soll ich dem Publikum Informationen zur Fashion-Branche mitteilen. Material habe ich erhalten: lauter Zahlen, Daten, Fakten. Die erzeugen kein Bild und deshalb auch kaum Gefühle. Wie kann ich es schaffen, das Ausmaß der Probleme trotzdem eindrücklich und vor allem bewegend darzustellen?! Gar nicht so leicht! Lass mich Dir in zwei Beispielen zeigen, wie ich vorgegangen bin. Vielleicht ist ja einer der Tipps für Deine nächste Zahlen-Daten-Fakten-Präsentation hilfreich! |
1. Kleiderproduktion
Die Fakten: 2014 wurden 100 Milliarden neue Kleidungsstücke produziert. Bekommst Du davon ein konkretes Bild? Wahrscheinlich ist es eher diffus. Ich habe versucht, die Zahl greifbar zu machen.
Stellen wir uns vor, wir legen die Kleidungsstücke auf einander. Jedes ist 1cm hoch. Dann bekommen wir einen Kleiderturm, der 1 Million Kilometer hoch ist.
1 Million Kilometer kann ich mir leider immer noch nicht vorstellen! Also weiter gesucht!Als nächstes fand ich heraus, dass 1 Million km so hoch ist wie zum Mond, zurück zur Erde und wieder zum Mond. Das ist eindrücklich, aber da ich und wohl die meisten im Publikum nie im All waren, bin ich noch nicht zufrieden. Finde ich was besseres?Autofahren! Wie lange brauchen wir, um an all den Kleidern entlang zu fahren?
Wenn wir den 1 Million Kilometer hohen Kleiderturm auf die Erde legen und dran entlang fahren wollten, dann müssten wir im Auto bei 130km/h 320 Tage, also etwa elf Monate lang, ununterbrochen fahren. Nach fast einem Jahr wären wir an allen Kleidungsstücken, die im Jahr 2014 produziert wurden, vorbeigefahren.
Na, bekommst Du einen Eindruck, wie unglaublich viel da in nur einem einzigen Jahr produziert wurde?
2. Wasserverbrauch
Die Fakten: Die Textilbranche verbraucht Unmengen an Wasser. 2015 waren es 79 Milliarden Kubikmeter. Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten. Als erstes versuche ich, einen passenden Vergleich zu finden. Ich google, wieviel Wasser im Neusiedlersee ist. Dann wird gerechnet. 2015 wurde für die Produktion von Textilien so viel Wasser verbraucht, wie 155 Mal das Wasser des Neusiedlersees.Die zweite Möglichkeit: ich suche ein ganz konkretes Objekt und finde dessen Wasserverbrauch heraus. Ein griffiges Beispiel also.
Eine Jeans. Zu ihrer Herstellung braucht es 8000 Liter Wasser. In ein Vollbad passen etwa 150 Liter Wasser. Das heißt: Wenn wir fast 2 Monate lang jeden Tag ein Vollbad nehmen, dann haben wir gleich viel Wasser verbraucht, wie genutzt wurde, um eine einzige Jeans herzustellen.
Meine 3 Data Storytelling-Tipps
1. Wenn Du Zahlen, Daten, Fakten greifbar machen willst, bringe sie in Verbindung mit etwas, das Dein Publikum kennt. (In Salzburg hätte ich statt des Neusiedlersees den Wallersee genommen) 2. Vergleiche Zahlen, Daten, Fakten mit bekannten Größen, Entfernungen (zum Mond und zurück), Zeiteinheiten (320 Tage lang im Auto) oder auch Geschwindigkeiten (130km/h -> Höchstgeschwindigkeit auf der österreichischen Autobahn). 3. Gib konkrete Beispiele, auf die Du die Zahlen-Daten-Fakten herunterbrichst. (Der Wasserverbrauch einer einzelnen Jeans) |
Ich wünsch Dir gutes Storytelling! Lass Deinen Funken überspringen! |