Die Warum-Story

Ich wohne in Wien über einem türkischen Supermarkt. Seit ich vor 1,5 Jahren eingezogen bin, begegne ich täglich einem kleinen, weißhaarigen, türkischen Verkäufer, der für das Obst und Gemüse zuständig ist. „Irgendwie merkwürdig, dass ich jeden Tag an ihm vorbeigehe, wir uns aber nie grüßen“, dachte ich mir. Meine 90igjährige Nachbarin meinte dazu: „Mareike, wenn ich in den Laden unten gehe, dann sage ich einfach immer laut und deutlich ‚Grüß Gott!'“ – Ich beschloss, es ihr gleich zu tun.

Als ich am nächsten Morgen zum Laden kam, hatte mir der kleine Verkäufer gerade den Rücken zugewandt und sortierte Orangen. Ich war ein bisschen aufgeregt, also wartete ich nicht länger, sondern grüßte laut und deutlich. Etwas erschrocken drehte er sich um, sah mich erstaunt an. Dann lächelte er und grüßte zurück.
Seither schicken wir uns ein „Hallo!“, zwinkern uns zu und sprechen manchmal auch ein paar Takte (mit Händen und Füßen). Ab und zu hält er mir ein Stück Wassermelone hin. „Für dich.“ sagt er dann.

Warum erzähle ich Dir all das? Ich erhielt neulich die Frage, einer Kundin: Wo finde ich denn gute Storys? 

Nun, erzählbare Momente sind so wie der Verkäufer im Supermarkt. Wir können lange an einander vorbeigehen ohne Notiz von einander zu nehmen. Aber wenn wir innehalten, genauer hinsehen und Kontakt aufnehmen — dann lässt sich aus so gut wie jedem Moment eine Geschichte basteln, die es wert ist, erzählt zu werden. Zugegeben, das braucht etwas Übung. Aber wenn Du einmal Deine Story-Spürnase trainiert hast, geht es immer besser. 

Eine wertvolle Übung, um die Story-Spürnase zu trainieren, ist die Rosen-Übung. Geht ganz einfach und macht Dir sogar noch Deine Ressourcen bewusst. Das Handout zur Übung kannst Du Dir hier herunterladen. 

Wenn Du nun also einige Momente gesammelt hast, dann frage Dich:

  • Wenn dieser Moment etwas mit meinen Inhalten oder meiner Botschaft zu tun hätte, was wäre das?
  • Was habe ich aus diesem Moment gelernt, was mit meiner Botschaft zu tun hat?


Hier noch ein paar Hinweise, wo Du – neben der Rosen-Übung – noch überall auf Story-Suche gehen kannst:

  • Herausforderungen, die Du überwunden hast
  • Werte, die Dir wichtig sind
  • Menschen, die Dich inspiriert haben
  • Neue Wege, die Du beschreitest
  • Momente, in denen Du etwas gelernt hast

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